Medienkompetenz ist wie Autofahrkompetenz
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Bemerkungen
Dieser Vergleich greift viel zu kurz. Um in der bildhaften Sprache zu bleiben: Autofahren mag ein jeder können. Es wäre aber auch wünschenswert, wenn jeder Autofahrer auch eine Landkarte lesen oder sich problemlos orientieren könnte. Einen Browser zu bedienen mag tatsächlich eine recht einfache Sache sein. Im Internet zügig und gezielt zu recherchieren und dabei Wichtiges von Unwichtigem, Wahres von Falschem trennen zu können, das muss sehr wohl intensiv gelernt werden und zwar unter fachkundiger Anleitung – auch und gerade in der Schule. Hierfür ist die allgemeinbildende Schule nicht zu schade – hierfür ist sie da, besonders für Schüler, die daheim entweder keinen PC zur Verfügung haben oder mangelnde Unterstützung durch Ihre Eltern erfahren.
Von Morten Hendricks im Text Reaktion auf den Artikel «Computer können das Lernen behindern» im ifo-Schnelldienst (2005) Wir alle sind mit Autos aufgewachsen (man könnte auch sagen: «Car Natives») und trotzdem käme niemand auf die Idee, Jugendliche hinter das Steuer zu lassen. Wer fahren will, der braucht Theorie- und Praxisprüfung - schlussendlich den Führerschein -, um sich automobil fortbewegen zu können. Für die Datenautobahn dagegen braucht man keinen Schein. Für den Zugang zu Facebook und Konsorten reichen einfach ein paar Klicks. Doch die Fehler, die man da machen kann, können verheerend sein. Und gerade die Digital Natives begehen sie. Aus denselben Gründen, warum gerade Junglenker besonders unfallgefährdet sind: Sie sind fasziniert von den Möglichkeiten, haben theoretisches Wissen,
sind sich aber über ihre eigenen Fähigkeiten nicht im Klaren. Um beim Vergleich zu bleiben: Sie geben zu viel Gas.
Von Michael Graber im Text Facebook soll Schulfach werden (2012) 
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- Der Faktor Zeit: Die praktischen Fertigkeiten des Autofahrens lernt man in der Fahrschule in 20-30 Lektionen. Für die Vermittlung von Informatikkonzepten ist ein Fach mit mindestens 6 Jahresstunden nötig. Mit rund 250 Lektionen eine ganz andere Größenordnung!
- Der Inhalt: Schulen haben den Auftrag, allgemein bildende, langlebige Inhalte zu vermitteln. Beim Autofahren geht es primär um reine Fertigkeiten. Der sinnvolle Einsatz von Informatikmitteln bedingt das Verständnis von zahlreichen, grundlegenden Konzepten. Später "on the job" bleibt dafür keine Zeit mehr.
- Die Bedeutung: Die Beherrschung von Informatikmitteln ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen inzwischen eine weitere Kulturtechnik, die alle Schulabgängerinnen beherrschen sollten. Man kann heute problemlos ohne Führerschein eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit ausüben, nicht aber ohne gute Informatik-Kenntnisse.
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- Der Faktor Zeit. Die praktischen Fertigkeiten des Autofahrens lernt man in der Fahrschule in rund 30 Lektionen. Für die Vermittlung von Informatikkonzepten ist ein Fach mit mindestens 6 Jahresstunden nötig ist. Mit rund 240 Lektionen eine ganz andere Grössenordnung!
- Der Inhalt. Gymnasien haben den Auftrag, allgemeinbildende, langlebige Inhalte zu vermitteln. Beim Autofahren geht es primär um reine Fertigkeiten. Der sinnvolle Einsatz von Informatikmitteln bedingt das Verständnis von zahlreichen, grundlegenden Konzepten. Später, „on the job“, bleibt dafür keine Zeit mehr.
- Die Bedeutung. Die Beherrschung von Informatikmitteln ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen inzwischen eine weitere Kulturtechnik, die alle Maturandinnen und Maturanden beherrschen sollten. Die Hochschulen erwarten von allen Studienanfängern, dass sie Informatikmittel kompetent für ihr Studium einsetzen. Man kann heute problemlos ohne Führerschein studieren, nicht aber ohne gute Informatik-Kenntnisse.
Zitationsgraph
6 Erwähnungen 
- Bleistiftspitzen, Autofahren und Computern - Teil der gymnasialen Ausbildung? (Werner Hartmann, Raimond Reichert) (2001)
- Schulinformatik in Österreich, quo vadis? (Peter Micheuz) (2003)
- Reaktion auf den Artikel «Computer können das Lernen behindern» im ifo-Schnelldienst (Morten Hendricks) (2005)
- Digitale Demenz - Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (Manfred Spitzer) (2012)
- Facebook soll Schulfach werden (Michael Graber) (2012)