Es finden keine Diskussionen statt zu Lehren und Lernen in einer digital geprägten Welt
Diese Seite wurde seit 2 Jahren inhaltlich nicht mehr aktualisiert.
Unter Umständen ist sie nicht mehr aktuell.
Bemerkungen
Ich beschäftige mich beruflich seit über 20 Jahren mit der Frage, wie die Schule mit dem Digitalen umgehen soll.
In letzter Zeit begegne ich öfters dem Narrativ, darüber würde gar nicht diskutiert, sondern das Digitale würde als gegeben hingenommen.
Ich fange deshalb hier mal an, solche Aussagen zu sammeln.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 17.11.2022In letzter Zeit begegne ich öfters dem Narrativ, darüber würde gar nicht diskutiert, sondern das Digitale würde als gegeben hingenommen.
Ich fange deshalb hier mal an, solche Aussagen zu sammeln.
In diesem Sinne ist der für die Strategie tragende Begriff der „digitalen Welt“ ein reines Diskurs phänomen, das dazu dient, den durch die Digitalisierung erst herbeizuführenden Zustand als bereits gegeben darzustellen. Damit werden offene, kontro verse Debatten verhindert und die Alternativlosigkeit der politisch vorgezeichneten Entwicklung suggeriert.
Von Philologenverband NRW, Karl-Heinz Dammer im Buch Die «Digitale Welt» im Diskurs (2022) auf Seite 4Diese Tendenz tritt in den KMK-Empfehlungen zum „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ deutlicher zutage, die „nachhaltig“ eine „neue Normalität“ (KMK 2021, 4) und eine „Kultur der Digitalität“ (dieser Begriff taucht 20-mal in dem Text auf) etablieren will. Aus dieser Rahmung ergibt sich zwangsläufig, dass es angesichts der „großen Herausforderungen“ des deutschen Bildungssystems „auch technologiebasierter Innovationen bedarf“ (ebd.) und dass „in jedem Unterricht an allen Schulen die Potenziale der digi talen Technologien durchgehend zu nutzen“ sind (ebd., 8), da es eben augenscheinlich nur Potenziale gibt (ebd., 9f.), nicht aber Probleme oder unbeabsichtigte Nebenfolgen, von denen an keiner Stelle die Rede ist.
Von Philologenverband NRW, Karl-Heinz Dammer im Buch Die «Digitale Welt» im Diskurs (2022) auf Seite 8Darüber wäre in einem ergebnisoffenen demokratischen Prozess zu diskutieren, der Vor- und Nachteile auf der Basis theoretischer, politischer und gesellschaftlicher Erwägungen sowie empirischer Befunde gegeneinander abwägt. Ein solch demokratischer Umgang mit dem Phänomen Digitalisierung wird, so meine These, durch den Digitalisierungsdiskurs unterlaufen, dem der Begriff „digitale Welt“ entstammt. Er wurde zu Beginn der bildungspolitischen Digitalisierungsoffensive 2016 vom Bundesministerium geprägt, danach von der KMK und nun auch von der NRW-Bildungsadministration übernommen. Da der Begriff in dem IP 60-mal auftaucht, erscheint es legitim, hier von einer Art Mantra zu sprechen, das die Adressaten dazu bewegen soll, die „digitale Welt“ ohne kritische Reflexion als gültige Beschreibung des Phänomens zu übernehmen.
Von Philologenverband NRW, Karl-Heinz Dammer im Buch Die «Digitale Welt» im Diskurs (2022) auf Seite 81 Erwähnungen
- Die «Digitale Welt» im Diskurs - Gutachten zur Digitalstrategie der KMK und des Landes NRW aus bildungspolitischer Sicht (Philologenverband NRW, Karl-Heinz Dammer) (2022)