
Der folgende, auf den deutschen Fall konzentrierte Beitrag gliedert sich in zwei Teile. Erst seit dem frühen 20. Jahrhundert
entwickelte das deutsche Wissenschaftssystem signifikante Instrumente spezifischer und damit gesondert überprüfbarer Forschungsmittelvergabe
in großem Stil. Zum einen etablierten sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg außeruniversitäre Forschungsinstitute im Kontext
der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, seit 1946/48 Max-Planck-Gesellschaft, zum
anderen entstand 1920 in extremer Notlage die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, seit 1929 Deutsche Forschungsgemeinschaft
genannt, mit Schwerpunkt auf Förderung von Universitätsforschung und ausgestattet mit eigenen Auswahl-, Überprüfungs- und
Kontrollmechanismen im Rahmen einer Organisation wissenschaftlicher Selbstverwaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte
sich das Feld institutionalisierter außeruniversitärer Forschungsförderung mit der anwendungsorientierten Fraunhofer-Gesellschaft,
mit den heute in der Leibnizgesellschaft verbundenen Blaue-Liste-Instituten und mit den Großforschungseinrichtungen, jetzt
unter dem Dach der Helmholtz-Gemeinschaft. Ausgeklammert bleibt die eigentliche Industrieforschung. Insgesamt handelt es sich
um Differenzierung und Ausgründungen einer im 19. Jahrhundert ausgebildeten deutschen Forschungsuniversität, welche Forschung
und Lehre konstitutiv verkoppelte. Daraus resultierte, dass weniger einzelne wissenschaftliche Arbeiten oder Forschungsverbundprojekte
begutachtet wurden, sondern vielmehr wissenschaftliche Persönlichkeiten insgesamt.