Die Lehrer behaupten, dass sie sonst den Schulstoff nicht durchbringen. Zudem wird argumentiert, dass die wegfallenden Stunden nachmittags angehängt werden müssten, was die Zeit für Hobbys und Freizeit einschränke. Einer der Hauptgründe dürfte aber sein, dass die Lehrer weniger Mühe haben, morgens früh aufzustehen, weil sie älter und damit «lerchiger» sind. Neunzig Prozent der Schweizer Lehrer sind gegen einen späteren Schulbeginn. Dabei gibt es keine Studie, die einen negativen Effekt eines späteren Schulbeginns zeigt. Die positiven Auswirkungen sind aber wissenschaftlich belegt. Schon nur eine Verschiebung von 7.40 auf 8.00 Uhr hätte einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden und die Noten der Schüler. Der Schulbeginn um 7.10 Uhr in der Sekundarschule an unserem Wohnort ist meines Erachtens hanebüchen.

In vielen Familien ist es normal, wenn Kinder mit dem Smartphone in der Hand ins Bett gehen und dann noch stundenlang in den digitalen Medien unterwegs sind. Es kann einen zur Verzweiflung treiben: Anstatt endlich Sorge dafür zu tragen, dass Kinder und Jugendliche nicht bis spät in die Nacht vor Bildschirmen hocken, will man das Problem auf andere Weise lösen. Eine Meldung der dpa zitiert den Studienleiter Andreas Klocke, dass der nächste »Präventionsradar« der DAK der Frage nachgehen wird, ob in Zukunft ein späterer Schulbeginn der Müdigkeit abhelfen wird; die Schüler sollen gefragt werden, »welche Uhrzeit sie für den Schulbeginn bevorzugen würden«. Statt einer Orientierung durch Erwachsene werden die Kindern weiter entgrenzt. Genauso gut könnte man ein Unfallopfer, das bereits viel Blut verloren hat, zur Ader lassen.