
In jeder wissenschaftlichen Disziplin gibt es einige Koryphäen, die im Moment den Ton angeben und meist gleichzeitig Editors von Top-Journals sind. Dies wiederum ermöglicht ihnen, abweichende Ansätze oder Meinungen von den von ihnen selbst etablierten oder vertretenen Theorien zu verhindern und den Status quo zu zementieren. Meist ist das aber gar nicht schwierig, da Autoren von vorneherein versuchen, sich den herrschenden Mainstream-Theorien anzupassen. Die Mehrheit von ihnen möchte ja einfach Artikel in Top-Journals veröffentlichen, und das macht sie inhaltlich flexibel. Sie präsentieren konventionelle oder modische Ansätze, die wenig Widerspruch hervorrufen (Osterloh and Frey 2008, S 14). Einige Wissenschaften (z. B. die Ökonomie) sind auf diese Weise zu einer Art Theologie verkommen, wo Häresie in etablierten Zeitschriften nicht mehr geduldet wird. Diese findet nur noch in ein paar wenigen, auf abweichende Theorien spezialisierten, randständigen Zeitschriften statt, wo Publikationen aber kaum zum Ansehen eines Wissenschaftlers beitragen. In empirischen Wissenschaften überträgt sich das Festhalten an etablierten Theorien oft auch auf statistische Tests. Eine bestehende Theorie zu falsifizieren, ist mit geringen Publikationschancen verbunden, es besteht demzufolge ein Anreiz, nur noch erfolgreiche Tests zu publizieren und die negativen Ergebnisse zu verschweigen (Osterloh und Frey 2008, S. 15).