ICT-Nutzung fördert Kurzsichtigkeit
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Bemerkungen
Was schon fertig entwickelt ist, kann nicht mehr geschädigt
werden. Menschen über 25 dürfen aus Sicht der Augenheilkunde
daher so oft auf ihr Smartphone schauen, wie sie
möchten. Es kann ihnen nicht (mehr) schaden. Kindern und
Jugendlichen jedoch aus genau dem gleichen Grund sehr
wohl!
Von Manfred Spitzer im Buch Die Smartphone-Epidemie (2019) im Text Kurzsichtig wegen Mangel an Weitsicht auf Seite 58Den Zusammenhang von Kurzsichtigkeit
und Naharbeit konnte man wissenschaftlich
allerdings nicht zweifelsfrei
belegen. Einen anderen hingegen schon:
Kinder, die sich viel im Freien aufhalten,
haben ein deutlich reduziertes Risiko,
kurzsichtig zu werden. Für die gesunde
Entwicklung des Auges braucht es also
Tageslicht.
Von Juliette Irmer im Text Der digitale Sehstress (2018) auf Seite 31Statt über digitale Geräte als vermeintliche Ursache von Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu wettern, müsste man dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche (unabhängig von ihrem Medienkonsum) genügend draussen sind. Es scheint aber einfacher zu sein, über den bösen Medienkonsum zu schimpfen, als die immer stärker eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in der Natur zu verteidigen.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 08.02.2018Besonders intensiv wird derzeit darüber diskutiert, ob Bildschirme auch wegen ihres blauen Lichts schaden. Neuere LEDs haben zwar wieder einen geringeren Blaulichtanteil, lange Zeit war er in den Geräten aber recht hoch, weil das die Bildschirme so schön weiss machte. Einige Studien zeigten, wie blaues Licht im Auge Sauerstoffradikale freisetzt, die unter Umständen toxisch auf Sehzellen wirken und sie schädigen könnten.
Von Jan Schwenkenbecher im Text Mit zunehmender Bildung verschlechtern sich die Augen (2018) «Wir gehen davon aus, dass in ein paar Jahren jeder zweite Schulabgänger kurzsichtig ist», sagt Veit Sturm, leitender Arzt der Augenklinik am Kantonsspital St. Gallen. Dafür verantwortlich ist allerdings nicht die häufig verteufelte digitale Revolution in den Klassenzimmern. Ob die Kinder und Jugendlichen in Büchern oder auf Tablets lesen und ob sie ihre Hausaufgaben in Heften oder am Computer erledigen, macht keinen merklichen Unterschied.
Von Fabienne Riklin im Text Generation kurzsichtig (2018) Noch schlimmer als Bücher seien Bildschirme. Einfach weil man viel länger darauf schaut und das Auge lange Zeit aufs Nahe fokussiert ist. «Früher stand man am Schreibtisch immer mal auf, um einen Ordner aus dem Regal zu holen», sagt Pfeiffer, aber heute befinden sich die Ordner wie alles andere auf der Computer-Festplatte. Pfeiffer weiss: Wenn jemand den ganzen Tag in derselben Stellung auf dem Stuhl sitzt, verkrümmt das Rückgrat. Mit den Augen ist das ganz ähnlich. Wer die ganze Zeit in dieselbe kurze Entfernung schaut, wird auf Dauer kurzsichtig.
Von Jan Schwenkenbecher im Text Mit zunehmender Bildung verschlechtern sich die Augen (2018) «Schaut man auf einen Bildschirm, blendet man die Aussenwelt besonders effektiv aus», sagt Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik der Universität Mainz. «Es ist fast, wie wenn man durch ein Fernglas schaut.» Das Auge stelle sich dann besonders stark auf die Nähe ein, die Linse krümmt sich, das kostet Muskelkraft. «Nahsehen ist mit viel Anstrengung verbunden», sagt Pfeiffer. Die Muskeln im Auge würden stärker, und damit wachse auch der Augapfel, damit sich das Auge nicht mehr so anstrengen müsse. Eine Entwicklung, die sich ziemlich schnell abspielen kann. Pfeiffer kennt Menschen, die während besonders intensiver Lernphasen kurzsichtig geworden sind. Augenärzte haben mittlerweile einen eigenen Begriff für eine durch Bildschirmapparate entstandene Kurzsichtigkeit: Apparatemyopie.
Von Jan Schwenkenbecher im Text Mit zunehmender Bildung verschlechtern sich die Augen (2018) Wer zu viel vor dem Bildschirm sitzt, riskiert noch eine weitere Augenkrankheit: ein trockenes Auge. «Patienten mit einem trockenen Auge sehen schlechter. Es ist, als würde man ständig durch eine verschmierte Windschutzscheibe schauen», sagt Claus Cursiefen, Direktor der Augenklinik an der Kölner Universität. Er beobachtet gerade eine starke Zunahme der Erkrankung. Mittlerweile ist sie sogar der häufigste Grund, warum Menschen zum Augenarzt gehen. «Das ist klar auf Umweltfaktoren zurückzuführen», sagt Cursiefen.
Normalerweise blinzelt der Mensch alle fünf bis zehn Sekunden und verteilt damit Tränenflüssigkeit über das Auge. So bleiben Horn- und Bindehaut feucht, die äussere Hornhautschicht bekommt Sauerstoff und kleine Fremdkörper werden weggewischt. Vor Bildschirmen blinzelt der Mensch aber immer seltener, und der Tränenfilm trocknet. Zusätzlich gibt es noch andere moderne Umwelteinflüsse, die den Film schneller verdunsten lassen: Ozon, Feinstaub, Heizungsluft, Klimaanlagen, Autogebläse, Flugzeugkabinen oder Zigarettenrauch.
Von Jan Schwenkenbecher im Text Mit zunehmender Bildung verschlechtern sich die Augen (2018) Normalerweise blinzelt der Mensch alle fünf bis zehn Sekunden und verteilt damit Tränenflüssigkeit über das Auge. So bleiben Horn- und Bindehaut feucht, die äussere Hornhautschicht bekommt Sauerstoff und kleine Fremdkörper werden weggewischt. Vor Bildschirmen blinzelt der Mensch aber immer seltener, und der Tränenfilm trocknet. Zusätzlich gibt es noch andere moderne Umwelteinflüsse, die den Film schneller verdunsten lassen: Ozon, Feinstaub, Heizungsluft, Klimaanlagen, Autogebläse, Flugzeugkabinen oder Zigarettenrauch.
Der übermäßige Gebrauch von Smartphones führt bei Kindern und Jugendlichen zu Kurzsichtigkeit. Dies liegt daran, dass das Längenwachstum des Augapfels beim Menschen im zweiten Lebensjahrzehnt genau so lange erfolgt, bis das Auge beim Blick in die Weite scharf sieht. Wie Studien an Hühnern (Küken), Fischen, Mäusen, Hasen, Meerschweinchen und Affen zeigten, ist dies ganz generell der Fall und wird – das wird den Nervenarzt interessieren – durch den Neurotransmitter Dopamin geregelt (wie dies genau geschieht, ist bis heute nicht endgültig geklärt). Fokussiert man nun vor allem im Nahbereich (bei Betrachtung des kleines Bildschirms vom Smartphone mit kurzem Anstand), so wird das Auge zu lang, weil sich die Strahlen vom Bildschirm erst „weiter hinten“ schneiden und das Auge versucht, durch Längenwachstum ein scharfes Bild zu erzeugen. Halten sich Kinder und Jugendliche dagegen vor allem draußen auf und blicken in die Weite, stimmt der Fokus und das Auge hört früher mit dem Längenwachstum auf.
Gewiss, das Lesen von Büchern ist in dieser Hinsicht ebenso schädlich wie beispielsweise das Betrachten von Smartphones. Bei durchschnittlich etwa 15 Minuten Lesen pro Tag (bei Jugendlichen in Deutschland) fällt das Lesen jedoch nicht in Gewicht, die über mehrere Stunden täglich erfolgende Smartphone-Nutzung aber sehr wohl! Beträfe das Verhalten nur einige „Leseratten“, bräuchte man sich keine Sorgen zu machen, vergegenwärtigt man sich aber, dass es hier um 85% aller jungen Menschen geht, dann könnte hier nichts weniger als eine Epidemie vor uns liegen! Schon heute ist der Anteil der Kurzsichtigen bei den 15-19Jährigen höher als bei allen höheren Altersgruppen und liegt in Europa bei etwa 30%; in China liegt er bei etwa 80% und in Süd-Korea, dem Land mit der weltweit besten digitalen Infrastruktur, bei über 90%!
Von Manfred Spitzer im Text Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik (2016) Zitationsgraph
7 Erwähnungen
- Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik (Manfred Spitzer) (2016)
- Generation kurzsichtig (Fabienne Riklin) (2018)
- Der digitale Sehstress (Juliette Irmer) (2018)
- Boom der Kurzsichtigkeit (SRF Einstein) (2018)
- Mit zunehmender Bildung verschlechtern sich die Augen (Jan Schwenkenbecher) (2018)
- Die Smartphone-Epidemie - Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft (Manfred Spitzer) (2019)
- Digitalisierung im Schulzimmer (Philippe Wampfler, Manfred Spitzer) (2019)