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Beats Biblionetz - Texte

Die Kulturtechniken Lesen und Schreiben

Zu finden in: Engelbarts Traum, 2014  local 
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iconZusammenfassungen

Engelbarts TraumStellen Sie sich vor, Sie wachen eines Morgens auf und können nicht mehr lesen und schreiben. Sie haben es komplett verlernt und können auch Buchstaben nicht einzeln zu Wörtern zusammensetzen, es sind für Sie nur noch geometrische Gebilde ohne Sinn und Bedeutung. Eine schreckliche Vorstellung! Auf einen Schlag werden Sie Ihren Alltag kaum noch bewältigen können. Zwar können Sie sich noch problemlos Ihr Frühstück zubereiten, doch schon der Blick auf Ihr brummendes Handy, wo eine Nachricht eingegangen ist, wird Sie ratlos machen. Sie werden nicht verstehen, wer Sie kontaktiert hat und warum, und Sie werden noch nicht einmal antworten können, denn Sie können ja auch nicht schreiben. Wer auch immer Ihnen geschrieben hat, wird denken, dass Sie die Nachricht nicht erreicht hat oder Sie sich bewusst nicht zurückmelden. In der U-Bahnstation werden Sie nicht die richtige Linie identifizieren können, und wenn Sie dann doch Ihre Arbeitsstelle erreicht haben sollten, können Sie vermutlich nicht sehr viel machen – alles hat mit Schrift, Lesen und Schreiben zu tun. Wollen Sie abends ins Kino oder ins Theater gehen, werden Sie die Programme nicht verstehen und online keine Karten reservieren können, und beim Abendessen im Restaurant können Sie die Speisekarte nicht entziffern. Nahezu alles, was uns umgibt, ist irgendwie an Schrift gekoppelt, und der Verlust der Fähigkeit, sie nutzen zu können, kommt einer sozialen Katastrophe gleich – im Beruf, im persönlichen Umfeld, für die Teilhabe an der sozialen und medialen Welt und für die Bewältigung des Alltags insgesamt. Es gibt Menschen, die erleiden genau dies. Ein Schlaganfall löscht die Fähigkeit des Lesens und Schreibens aus. Meist ist dies verbunden mit halbseitigen Lähmungen und der Beeinträchtigung der Sprache, der sogenannten Aphasie. Durch Alexie, den Verlust der Lesefähigkeit, und Agrafie, den Verlust der Schreibfähigkeit, erleben die Betroffenen, dass es nicht nur ein isoliertes Problem für sie ist, diese Fähigkeiten zu verlieren, sondern sich ihnen dadurch auch die soziale und kulturelle Welt verschließt, die gesellschaftliche und politische Teilhabe. Schrift ist also ein Schlüssel zu unserer Kultur. Aus diesem Grund werden Lesen und Schreiben als Kulturtechniken bezeichnet, und wir werden uns in diesem Kapitel ansehen, welche besonderen Eigenschaften sich damit verbinden.
Von Henning Lobin im Buch Engelbarts Traum (2014) im Text Die Kulturtechniken Lesen und Schreiben

iconDieses Kapitel erwähnt ...


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Beat hat Dieses Kapitel während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Er hat Dieses Kapitel einmalig erfasst und bisher nicht mehr bearbeitet. Beat besitzt weder ein physisches noch ein digitales Exemplar. Es gibt bisher nur wenige Objekte im Biblionetz, die dieses Werk zitieren.

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