Lesen am Bildschirm geschieht oberflächlicher als Lesen auf Papier
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Bemerkungen
Diese Aussage scheint mir sehr pauschal. Man muss genauer hinschauen, wer wann was mit welcher Absicht auf welchem Medium liest.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 07.12.2019Gemäss COST E-READ Stavanger Declaration wurde dieser Zusammenhang bei Sachtexten, insbesondere unter Zeitdruck gefunden, nicht aber bei Belletristik-Texten.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 07.12.2019Vor dem
Bildschirm überschätzten wir gerne
unsere Verständnisfähigkeiten, sagen die
Psychologen. Wir verarbeiten das dort
Gesehene und Gelesene fragmentarischer.
Wir überfliegen eher. Das aber
macht uns nicht unbedingt zu bildungsmässigen
Überfliegern.
Von Paul Jandl im Text Lauter digitale Überflieger (2019) A meta-study of 54 studies with more than 170.000 participants demonstrates
that comprehension of long-form informational text is stronger when reading on paper than on screens, particularly when the reader is under time pressure. No differences were observed on narrative texts;
Von E-READ Evolution of Reading in the Age of Digitisation im Text COST E-READ Stavanger Declaration Concerning the Future of Reading (2019) Offenbar verleitet das Bildschirmlesen
zum rascheren und flüchtigeren Lesen. Selbstberichte lassen allerdings
vermuten, dass es weniger an den kürzeren Lesezeiten als vielmehr
an einem oberflächlicheren Leseverhalten liegt: Man huscht
über den Text hinweg, lässt sich leichter ablenken und kann sich
schlechter konzentrieren
Von Andreas Gold im Buch Digital lesen (2023) im Text Digital lesen 6–17: Wie lernt man das? Auffällig ist auch, dass sich die digital Lesenden vergleichsweise
früh sicher sind, einen Text verstanden zu haben – und dass dies seltener
als beim Printlesen mit der Realität übereinstimmt: Man überschätzt
sich. Das passt zur bereits erwähnten Tendenz zum schnelleren
Lesen. Wer sich recht früh sicher wähnt, alles verstanden zu
haben, wird die Lektüre früher beenden, um sich anderen Dingen
zuzuwenden.
Von Andreas Gold im Buch Digital lesen (2023) im Text Digital lesen 6–17: Wie lernt man das? Zwischen Buch und Bildschirm hat Maryanne Wolf den Begriff „zweisprachiges Gehirn“ geprägt. Die US-Neurowissenschaftlerin ist Autorin des Buchs Reader, Come Home: The Reading Brain in a Digital World und erforscht die Frage, wie sich verschiedene Medien auf die neuronalen Schaltkreise des lesenden Gehirns auswirken. „Noch liegen nicht alle Antworten vor, aber wir wissen, dass Print langsamere, tiefere P
(Meta-)Studien zeigen, dass sich kein bedeutsamer Zusammenhang
zwischen Lesemedium und Textverständnis ableiten
lässt (Effekt des Mediums). Die Unterschiede in den
Leseleistungen bei verschiedenen Medien sind so gering,
dass sie nicht oder zumindest nicht ausschließlich auf
Eigenschaften des Mediums zurückgeführt werden können.
Lediglich beim Lesen von kurzen »statischen Texten«
in gleicher äußerer Print- oder Screen-Form zeichnen sich
leichte Vorteile beim analogen Lesen ab.
Von Gerhard Eikenbusch, Tilman von Brand in der Zeitschrift Pädagogik 5/2024 (2024) im Text Digitales Lesen - eine neue Herausforderung für die Schule? Zu Beginn
unseres Projektes waren wir davon
ausgegangen, dass wir Kopier- und
Buchkosten sparen könnten. Unsere
Erfahrungen zeigen aber, dass Schüler
das elektronische Unterrichtsmaterial
ausdrucken und im Anschluss mit der
Papierversion arbeiten. Dieses Verhalten
wird verständlich, wenn man bedenkt,
dass das Leseverständnis höher
ist, wenn man einen Text auf Papier
liest und nicht am Bildschirm
(vgl. Mangen et al. 2013). Man kann
bei den dänischen Schulbuchverlagen
für nahezu alle Bücher auch Lizenzen
für eine elektronische Version kaufen.
Da sich die Schüler die Dateien dann
aber ausdrucken, hat sich diese Form
des Buches an unserer Schule nicht
durchgesetzt.
Von Jens Mittag in der Zeitschrift Pädagogik 11/2021 im Text Wie machen es die digitalen Vorreiter? (2021) Another example of this complexity was found when examining beginning readers between the ages of 5 and 6. These data revealed that when children of this age read simple texts, medium appears to have little influence on comprehension outcomes (e.g., De Jong & Bus, 2004; Dundar & Akcayir, 2012). However, for readers of other ages, such as high school students, engaged in the processing of more complex texts, the findings suggest that medium type matters in comprehension (e.g., Eshet-Alkalai & Geri, 2009; Lenhard et al., 2017). For example, Lenhard et al. (2017) concluded that although participants read more quickly in digital medium, it led to a shallower processing of the text. In effect, under these circumstances, medium type plays a more significant role in comprehension outcomes.
Von Lauren M. Singer, Patricia A. Alexander im Text Reading on Paper and Digitally (2017) Nicht immer sind die Ergebnisse von Forschungsarbeiten leicht
interpretierbar und nicht selten widersprechen sie den Resultaten anderer
Studien. Kompliziert wird es vor allem dann, wenn nicht nur
die beiden Lesemedien (Print oder Bildschirm) unterschiedlich sind,
sondern auch weitere Aspekte variieren: Design und Technik der digitalen
Endgeräte, Textart, Textschwierigkeit und Textlänge, die Leseanlässe
und die Leseziele, das Ausmaß der Vorerfahrung mit dem
jeweiligen Lesemedium oder mit dem Textinhalt. Werden in diesem
Sinne Äpfel und Birnen noch dazu in einer Metaanalyse zusammengefasst
– wie dies in der Wissenschaft oftmals geschieht –, so resultiert
zwar am Ende eine globale Aussage über Vor- und Nachteile des digitalen
Mediums, inhaltlich ist das aber bestenfalls Obstsalat.
Von Andreas Gold im Buch Digital lesen (2023) auf Seite 8Erwähnungen auf anderen Websites im Umfeld von Beat Döbeli Honegger
Website | Webseite | Datum |
---|---|---|
Argumente gegen das Digitale in der Schule | OberflaechlichkeitsArgument | 06.02.2013 |
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
19 Erwähnungen
- Proust and the Squid - The Story and Science of the Reading Brain (Maryanne Wolf) (2007)
- Reading on Paper and Digitally - What the Past Decades of Empirical Research Reveal (Lauren M. Singer, Patricia A. Alexander) (2017)
- Schnelles Lesen, langsames Lesen - Warum wir das Bücherlesen nicht verlernen dürfen (Maryanne Wolf) (2018)
- Don't throw away your printed books - A meta-analysis on the effects of reading media on reading comprehension (Pablo Delgado, Cristina Vargas, Rakefet Ackerman, Ladislao Salmeróna) (2018)
- Der Kontakt zu unserer Kultur steht auf dem Spiel (Fridtjof Küchemann) (2018)
- COST E-READ Stavanger Declaration Concerning the Future of Reading (E-READ Evolution of Reading in the Age of Digitisation) (2019)
- Lauter digitale Überflieger (Paul Jandl) (2019)
- Blättern und Wischen (Sandra Richter) (2019)
- Leseschwäche: Warum Eltern mitschuldig sind (Christian Zürcher) (2019)
- Technology Review 4/2020 (2020)
- Das abstürzende Klassenzimmer (Nike Heinen, Natalie Wexler) (2020)
- Digitalisierung aus pädagogische Perspektive (2021)
- 6. Wie machen es die digitalen Vorreiter? (Jens Mittag) (2021)
- Pädagogik 11/2021 - Kognitiv aktivieren (2021)
- Wie machen es die digitalen Vorreiter? (Jens Mittag) (2021)
- Digital lesen - Was sonst? (Andreas Gold) (2023)
- Mensch und Maschine - Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (Deutscher Ethikrat) (2023)
- MIT Technology Review 6/2023 (2023)
- Zwischen Buch und Bildschirm (Andrea Hoferichter, Holly Korbey) (2023)
- c't 21/2023 (2023)
- «Mehr Tablets statt Lehrer ist keine vernünftige Strategie» - Interview: Deutliche Kritik an der Digitalisierung der Schulen (Klaus Zierer, Dorothee Wiegand) (2023)
- «Unser Lesegehirn darf nicht verkümmern» (Maryanne Wolf, Mario Stäuble) (2023)
- «Eine Schwäche des Gehirns: Wir wollen mit dem Text fertig sein» (Maryanne Wolf, Lisa Hegemann) (2024)
- Pädagogik 5/2024 (2024)
- Digitales Lesen - eine neue Herausforderung für die Schule? (Gerhard Eikenbusch, Tilman von Brand)