Internet fördert Extremismus
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Bemerkungen
Es ist eine existenzielle Bedrohung für unser langfristiges Überleben, weil es das soziale Gefüge zerreisst. Wir kennen die Extrembeispiele aus Burma oder Sri Lanka, wo nach Hatestorms auf Facebook Massenmorde und ethnische Säuberungen durchgeführt wurden. Aber die Radikalisierung haben wir überall.
Von Tristan Harris im Text «Das Silicon Valley hat unser Hirn gehackt» (2019) Moderne
Kommunikationstechnologien sind besonders
gut darin, die schlechten Seiten
der Menschen ans Licht zu zerren.
Der Youtube-Algorithmus etwa ist darauf
ausgelegt, uns das vorzusetzen, worauf
wir als Menschen am meisten reagieren.
Das sind sehr oft gewalttätige
Bilder oder eine derbe Sprache. Facebook,
Twitter und Co. Sind regelrechte
Radikalisierungsmaschinen.
Von Julia Ebner, Barnaby Skinner im Text «In jedem steckt ein potenzieller Extremist» (2019) auf Seite 41Soziale Netzwerke animieren die Nutzer dazu, online zu bleiben, indem sie in unregelmäßigen Abständen Belohnungen anbieten. Sie bieten Inhalt, von dem sie wissen, dass er zu den Emotionen des jeweiligen Users passt, und mischen anschließend extreme Versionen der Ansichten und Praktiken einer anderen Gruppe hinzu. Der Nebeneffekt unregelmäßiger Verstärkung ist somit eine politische Polarisierung.
Von Timothy Snyder im Buch Und wie elektrische Schafe träumen wir (2020) Dank der Internetforen wird die Gesellschaft zunehmend politisiert. Das Internet bricht mit dem dumpfen Konsumismus der 1980er-Jahre. Spassgesellschaft, das waren die 1990er. Die Politik nimmt in dieser Debatte heute wieder einen grossen Stellenwert ein. Die Occupy-Wall-Street-Bewegung mag die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt haben, sie hat jedoch gezeigt, wie praktisch aus dem Nichts eine solche Bewegung entstehen und global grosse Aufmerksamkeit erzeugen kann.
Von Oliver Fiechter, Philipp Löpfe im Buch Aufstieg der digitalen Stammesgesellschaft (2016) im Text Menschliche Erfahrungen sind stärker als rationale Theorien auf Seite 55Je näher ein Beitrag an die Grenze des Erlaubten vorstösst, desto mehr bewegt er die Nutzer. Es ist immer ein Abwägen zwischen dem, was erlaubt ist, und dem, was Engagement auslöst. Facebooks eigene Untersuchungen haben gezeigt: Je freundlicher die Beiträge im Newsfeed sind, desto weniger Zeit verbringen die Leute auf Facebook. Und nicht nur dort – Influencern auf allen Plattformen ist gemeinsam, dass sie meist exzentrisch sind. Empörende, anzügliche, exzentrische Beiträge ziehen Aufmerksamkeit auf sich.
Von Hany Farid, Marie-Astrid Langer im Text «20 Prozent der Leute glauben, Bill Gates wolle ihnen einen Mikrochip einsetzen» (2021) In der Tat gehen der Rückgang der Bedeutung traditioneller Massenmedien im Print-, TV- und Radiobereich und der wachsende Einfluss algorithmengesteuerter Informationskanäle mit einer Erosion geteilter, inklusiver politischer Öffentlichkeit einher. In entgleisten Wahlkampagnen, wie etwa derjenigen des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2016/17 oder der innertürkischen Auseinandersetzung um die Verfassungsreform 2017, zerfallen die Akteure in Weltanschauungsgruppen, die durch Glaubenssätze zusammengehalten werden, sich wechselseitig aber nicht mehr verständigen können.
Von Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld im Buch Digitaler Humanismus (2018) im Text »Sie können nun Ihren Status auf Facebook updaten!« Das für die digitalen Medien typische Multitasking führt angesichts der zu bewältigenden Informationsflut zu einer flüchtigen Lektüre, die keine Zeit für komplexe Argumente und stilistische Feinheiten hat. Das Kommunikationsdesign der sozialen Netzwerke tut sein Übriges, wenn es die Entwicklung einer Klick-Kultur im Zeichen des numerischen Populismus Md der dualistischen Bewertung vorantreibt. Während das Verfahren von der emotionalen Reaktion auf die rationale Behcandldlung des close reading den Angelpunkt der Rezeption von der emotionalen Reaktion auf die rationale Behandlung verschieben sollte, nimmt die Kommunikation in den sozialen Medien die entgegengesetzte Richtung. Das Internet treibt die Polarisierung der Gesellschaft mit dem Unpolitischen voran: mit Likes und Dislikes, die im hyper-reading-Verfahren jederzeit für alle möglichen Inhake vergeben werden.
Von Roberto Simanowski im Buch Stumme Medien (2018) im Text Medien und Gesellschaft Zitationsgraph
Zeitleiste
25 Erwähnungen
- ICT-Kompass - Bildung braucht ICT (Stephan Brülhart, Beat Döbeli Honegger, Stanley Schwab) (2005)
- Everything is Miscellaneous - The Power of the New Digital Disorder (David Weinberger) (2007)
- Stufenübergreifendes ICT-Entwicklungskonzept für die Schulen des Kantons Solothurn (Beat Döbeli Honegger, Stanley Schwab, Beat Häfeli, Sibylle Klay, Dieter Fischlin) (2007)
- 2. Bildung braucht ICT
- Kompetente Nutzer, inkompetente Medien und das komplett persönliche Netz - Elektronischer Reporter, Folge008 (Mario Sixtus, Daniel Bröckerhoff, Max Conradt) (2011)
- Too Big to Know - Das Wissen neu denken, denn Fakten sind keine Fakten mehr, die Experten sitzen überall und die schlaueste Person im Raum ist der Raum (David Weinberger) (2012)
- 5. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten
- Internet - Segen oder Fluch (Kathrin Passig, Sascha Lobo) (2012)
- 10. Mehr Demokratie wegen - Von Digitaler Demokratie und Facebookrevolutionen
- Die berechnete Welt - Leben unter dem Einfluss von Algorithmen (Nora S. Stampfl) (2013)
- Aufstieg der digitalen Stammesgesellschaft - Die neue grosse Transformation (Oliver Fiechter, Philipp Löpfe) (2016)
- «Jeder macht Selfies, aber keiner will sie sehen» (Sarah Diefenbach, Angela Barandun) (2016)
- Smartphone-Demokratie - #FakeNews #Facebook #Bots #Populismus #Weibo #Civictech (Adrienne Fichter) (2017)
- Schwimmen lernen im digitalen Chaos (Philippe Wampfler) (2017)
- Stumme Medien - Vom Verschwinden der Computer in Bildung und Gesellschaft (Roberto Simanowski) (2018)
- 1. Medien und Gesellschaft
- Facebook Fueled Anti-Refugee Attacks in Germany, New Research Suggests (Amanda Taub, Max Fisher) (2018)
- Digitaler Humanismus - Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld) (2018)
- 15. »Sie können nun Ihren Status auf Facebook updaten!« - Kulturelle Aspekte der Digitalisierung
- «Das Silicon Valley hat unser Hirn gehackt» (Tristan Harris, Hannes Grassegger) (2019)
- «In jedem steckt ein potenzieller Extremist» (Julia Ebner, Barnaby Skinner) (2019)
- «Soll Facebook sagen, was wahr ist?» (Nathaniel Persily, Alexandra Bröhm) (2019)
- Und wie elektrische Schafe träumen wir - Humanität, Sexualität, Digitalität (Timothy Snyder) (2020)
- Soziale Plattformen zähmen das Netz (Simon Hurtz) (2020)
- «Facebook tötet die Demokratie» (Tristan Harris, Roger McNamee, Jannis Brühl) (2020)
- «Neue Anschlagsziele sind möglich» (Julia Ebner, Aleksandra Hiltmann) (2020)
- «20 Prozent der Leute glauben, Bill Gates wolle ihnen einen Mikrochip einsetzen» (Hany Farid, Marie-Astrid Langer) (2021)
- Wie Facebook die Kontrolle verliert (Sylvain Besson, Hannes Grassegger, Oliver Zihlmann, Roland Gamp) (2021)
- Zerstört das Internet die Demokratie? (Hannes Grassegger) (2022)