Je mehr Sinneskanäle beteiligt sind, desto grösser ist der Lernerfolg |
Diese Seite wurde seit 7 Jahren inhaltlich nicht mehr aktualisiert.
Unter Umständen ist sie nicht mehr aktuell.
BiblioMap
Bemerkungen
Beispielsweise gibt es keinen wissenschaftlich akzeptablen Beleg für die eingangs erwähnte Annahme, dass beim Zuhören 20%, beim Sehen 30% und bei Hören plus Sehen 50% behalten werden
Von Gerhard Tulodziecki, Bardo Herzig im Buch Mediendidaktik (2004) im Text Forschungsergebnisse zum Lernen und Lehren mit Medien auf Seite 108Diese Darstellung ist die wohl populärste in der gesamten Medien- und Instruktionspsychologie. Eine wissenschaftliche Quelle wird man allerdings vergeblich suchen. Begrifflich geraten [...] Sinnesmodalität und Codierung durcheinander. Sehen und Hören sind moifische Aktivitäten, Lesen und Nacherzählen codespezifische Tätigkeiten (verbales Symbolsystem).
Von Bernd Weidenmann im Buch Information und Lernen mit Multimedia (1995) im Text Multicodierung und Multimodalität im Lernprozess auf Seite 48There is an old proverb that states, "Hear and forget; see and remember; do and understand." This proverb represents a rather simplistic theory of learning. But, like all good proverbs, it hints at a deeper and more complex truth. Many of our riebest learning experiences grow out of situations in which we are engaged in designing and constructing personally meaningful things.
Von Mitchel Resnick im Buch Turtles, Termites, and Traffic Jams (1994) im Text Constructions auf Seite 47Im Wesentlichen basiert die Grafik auf einer naiven Summierungstheorie (Ballstaedt, 1990) der Beteiligung von Sinneskanälen (Hören 20%, Sehen 30%, Hören und Sehen 20%+30%=50%). Gleichzeitig lässt sich eine historisch weiter zurückreichende einfache Realismustheorie erkennen, die pädagogische Annahme von der Höherwertigkeit des realen Gegenstandes gegenüber seiner symbolischen Darstellung.
Von Bernd Weidenmann im Buch Information und Lernen mit Multimedia (1995) im Text Multicodierung und Multimodalität im Lernprozess auf Seite 48[Im Gehirn] prägt sich besonders gut ein, was über mehrere Sinne hineingelangt (vgl. Lewkowicz & Kraebel 2004). Wird etwas gesehen und zugleich gehört, bemerken wir es schneller und reagieren darauf rascher und genauer; auch lernen wir dasjenige besser, was über mehrere Inputmodalitäten in uns gelangt, denn es bleibt eher im Gedächtnis hängen, weil mehr und tiefere Spuren angelegt werden.
Von Manfred Spitzer im Buch Vorsicht Bildschirm! (2005) im Text Erfahrung und Aufmerksamkeit [Es] ist die Annahme verbreitet, das Ansprechen mehrerer Sinneskanäle der menschlichen Wahrnehmung wäre der "einkanaligen" Präsentation (etwa über Augen oder Ohren) überlegen. Die Vermutung, "je mehr, desto besser" ist intuitiv offensichtlich äußerst stimmig und in der öffentlichen Diskussion überraschend präsent, wenn man bedenkt, dass diese so genannte "naive Summationshypothese" (Weidenmann, 1995) gerade aus kognitions- und medienpsychologischer Sicht heftig kritisiert wird.
Von Michael Kerres, Marco Kalz im Journal Kerncurriculum und/oder Standards für die Lehrerbildung (2003) im Text Mediendidaktik in der Lehrerbildung So ist die Annahme verbreitet, das Ansprechen mehrerer Sinneskanäle
der menschlichen Wahrnehmung wäre der „einkanaligen“ Präsentation
(etwa über Augen oder Ohren) überlegen. Die Vermutung, „je mehr, desto besser“
ist intuitiv offensichtlich äußerst stimmig und in der öffentlichen Diskussion überraschend
präsent, wenn man bedenkt, dass diese sogenannte „naive Summationshypothese“
(WEIDENMANN 1995) gerade aus kognitions- und medienpsychologischer
Sicht heftig kritisiert wird.
Von Michael Kerres im Text Medienentscheidungen in der Unterrichtsplanung (2000) Die oft zitierte Vorstellung - meist noch grafisch aufbereitet -, dass man beim Lesen nur 10% behält, beim hören 20%, beim sehen 30%, beim Hören und Sehen 50% und beim Tun 90% behalten wird, ist eine naive Annahme und in dieser einfachen Kumulation durch keine seriöse wissenschaftliche Untersuchung gestützt. Denn viele Faktoren spielen beim Lernen mit neuen Lernen eine Rolle, so dass eine Reduzierung auf eine solche einfache Lerntheorie der Wirklichkeit des Lernens nicht gerecht wird.
Von Stefan Aufenanger im Text Lernen mit neuen Medien - Was bringt es wirklich? (1999) Wären die Prozentangaben aber zuverlässig ermittelt, so müsste man wohl davon ausgehen, dass der gleichzeitige Einsatz mehrerer Medien für Informations- und Lernprozesse in jedem Fall vorteilhaft ist. Wie jedoch die Studie von Wagenaar, Varey und Hudson (1984) zeigte, kann man solch einfache Schlussfolgerungen nicht ziehen. Wagenaar et al. stellten fest, dass die gleichzeitige Informationspräsentation in visueller und auditiver Form keine bessere Erinnerungsleistung zur Folge hatte als nur die auditive Form. In einem Experiment nutzten sie die Kombination von Bildern und Wörtern und wiesen dadurch nach, dass bisensorisch rezipierte Informationen schlechter erinnert werden als man dies durch die jeweilige Kombination erwarten könnte.
Von Paul Klimsa im Buch Information und Lernen mit Multimedia (1995) im Text Multimedianutzung aus psychologischer und didaktischer Sicht auf Seite 9Man könnte diesen Unsinn auch als Heidis "Brain-Based Murks" bezeichnen. Dieses seit über zehn Jahren anonym durch die Literatur geisternde Schlichtmodell einer kumulativen Lerneffektivität durch simple Addition der Sinneskanäle, das Weidenmann (1995) als "naive Summierungstheorie der Sinneskanäle" (S. 65) bezeichnet hat, ist längst widerlegt worden. Weidenmann betrachtet dieses verbreitete und vielzitierte kumulative Modell der Sinneskanäle als "die wohl populärste [Darstellung] in der gesamten Medien- und Instruktionspsychologie" (S. 68) und zählt sie zu den Ansätzen einer "historisch weiter zurückreichenden einfachen Realismustheorie", die den pädagogischen Wert des realen Objekts als Lerngegenstand hochhalten.(resignierend?) hinzu: "Eine wissenschaftliche Quelle wird man allerdings vergebens suchen."
Von Rolf Schulmeister im Buch Virtuelle Universität - Virtuelles Lernen (2001) im Text e-Learning: Kommerz und Politik auf Seite 132In vielen Studien findet man genaue Prozentangaben über die "Leistung" der einzelnen Sinne. Unter anderen hat Treichler (1967) bereits in den 60er-Jahren daraufhingewiesen, dass das Lernen des Menschen sich prozentual über folgende Sinneskanäle vollzieht: 1 Prozent durch den Geschmackssinn, 1,5 Prozent durch den Tastsinn, 3,5 Prozent durch den Geruchssinn, 11 Prozent durch das Hören und 83 Prozent durch das Sehen. Dabei können die Menschen 10 Prozent durch Lesen, 20 Prozent durch Hören, 30 Prozent durch Sehen, 50 Prozent durch Sehen und Hören, 70 Prozent durch Sehen und Sprechen und 90 Prozent durch Sehen und selbst Tun behalten. In diesem wie auch in vielen ähnlichen Berichten fehlt jedoch stets die Angabe der Studie selbst, auf die sich die Zahlen beziehen. Auch umfangreiche Nachforschungen konnten bislang keine zuverlässige Quelle dieser Prozentangaben ausmachen. Sogar dann, wenn wir annehmen, dass die Prozentangaben richtig sind, bleiben Zweifel an der Allgemeingültigkeit der Zahlen und an dem zugrunde liegenden Bild des Menschen als einer quantifizierbaren "informationsverarbeitenden Maschine" bestehen.
Von Paul Klimsa im Buch Information und Lernen mit Multimedia (1995) im Text Multimedianutzung aus psychologischer und didaktischer Sicht auf Seite 9Zitationsgraph
Zeitleiste
15 Erwähnungen
- Visualisieren, Präsentieren, Moderieren (Josef W. Seifert)
- Information und Lernen mit Multimedia (Ludwig J. Issing, Paul Klimsa) (1995)
- 1. Multimedianutzung aus psychologischer und didaktischer Sicht (Paul Klimsa)
- 4. Multicodierung und Multimodalität im Lernprozess (Bernd Weidenmann)
- Mythen und Alltagspraxis von Technik und Lernen (Reinhard Keil, Harald Selke) (1998)
- Lernen mit neuen Medien - Was bringt es wirklich? - Forschungsergebnisse und Lernphilosophien (Stefan Aufenanger) (1999)
- SEMINARS - A Pedagogical Pattern Language about teaching seminars effectively (Astrid Fricke, Markus Völter) (2000)
- Medienentscheidungen in der Unterrichtsplanung - Zu Wirkungsargumenten und Begründungen des didaktischen Einsatzes digitaler Medien (Michael Kerres) (2000)
- Virtuelle Universität - Virtuelles Lernen (Rolf Schulmeister) (2001)
- 5. e-Learning: Kommerz und Politik
- Internet in der Grundschule - Medienpädagogische und -didaktische Grundlagen (Stephan Wöckel) (2002)
- Kerncurriculum und/oder Standards für die Lehrerbildung - Beiträge zur Lehrerbildung 2/2003 (2003)
- Mediendidaktik (Gerhard Tulodziecki, Bardo Herzig) (2004)
- Vorsicht Bildschirm! - Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft (Manfred Spitzer) (2005)
- Medienpädagogik, Internet und eLearning - Entwurf eines integrativen medienpädagogischen Programms (Thomas Baumann) (2005)
- 1. Einleitung
- Das Buch der Diagramme - 50 Wege, um jedes Problem visuell zu lösen (Kevin Duncan) (2013)
- Du sollst spielen! (Uwe Buse, Friederike Schröter, Jonathan Stock) (2014)
Externe Links
Mythos beim E-Learning: Widerlegung der naiven Summationstheorie der Sinneskanäle ( : 2021-03-21) |