/ en / Traditional / help

Beats Biblionetz - Texte

Wissenschaftler fordern Moratorium der Digitalisierung in KITAs und Schulen

Volker Bank, Jürg Barben, Peter Bender, Carl Bossard, Ute Büchter-Römer, Uwe Büsching, Thomas Damberger, Karl-Heinz Dammer, Thomas Fuchs, Michaela Glöckler, Johannes Grebe-Ellis, Bernhard Hackl, Gaby Herchert, Edwin Hübner, Norbert Hungerbühler, Hans-Carl Jongebloed, Rainer Kaenders, Beat Kissling, Peter Klein, Jochen Krautz, Hans-Dieter Kübler, Axel Bernd Kunze, Volker Ladenthin, Ralf Lankau, Christoph Möller, Jürgen Rekus, Ingo Reuter, Christian Rittelmeyer, Klaus Rodens, Frauke Rostalski, Klaus Scheler, Thomas Sonar, Manfred Spitzer, Gertraud Teuchert-Noodt, Christoph Türcke, Anke Wegner, Ysette Weiss, Erich Ch.Wittmann, Tomáš Zdražil, Klaus Zierer
Publikationsdatum:
Erste Seite des Textes (PDF-Thumbnail)
Dieses Biblionetz-Objekt existiert erst seit November 2023. Es ist deshalb gut möglich, dass viele der eigentlich vorhandenen Vernetzungen zu älteren Biblionetz-Objekten bisher nicht erstellt wurden. Somit kann es sein, dass diese Seite sehr lückenhaft ist.

iconZusammenfassungen

Ralf LankauManfred SpitzerDaher fordern wir ein Moratorium der Digitalisierung von Schulen und KITAs, damit Kinder und Jugendliche keine Nachteile erfahren und Schäden erleiden, die nicht mehr kompensierbar sind. Dann muss in einem interdisziplinär und multiperspektivisch besetzten Gremium, in dem neben Schul-Praktikern (!) und Theoretikern aus der Allgemeinen Pädagogik und (Fach)Didaktik auch Kolleginnen und Kollegen aus der Ethik und (Lern)Psychologie, der Pädiatrie (Kinder- und Jugendärzte), der Medienpädagogik und der herstellerneutralen und datenschutzkonformen (Digital-)Technik vertreten sind, ergebnisoffen (statt technikdeterminiert) über die Voraussetzungen gelingender Bildungsprozesse diskutiert werden. Es müssen konkrete Vorschläge für humane und demokratieförderliche Erziehungs- und Schulstrukturen erarbeitet werden, die ein selbstbestimmtes Leben durch Bildung ermöglichen, wie es in den Landesverfassungen verankert ist. Dabei gilt grundsätzlich das Primat des Pädagogischen vor allem vermeintlichen technischen Fortschritt zu stellen: Vorsicht ist in Erziehungs- und Bildungsfragen ethische Pflicht. Kinder und Jugendlichen brauchen ein menschliches Gegenüber, ihre Entwicklung und Förderung muss im Mittelpunkt von Bildungspolitik und -praxis stehen.
Von Volker Bank, Jürg Barben, Peter Bender, Carl Bossard, Ute Büchter-Römer, Uwe Büsching, Thomas Damberger, Karl-Heinz Dammer, Thomas Fuchs, Michaela Glöckler, Johannes Grebe-Ellis, Bernhard Hackl, Gaby Herchert, Edwin Hübner, Norbert Hungerbühler, Hans-Carl Jongebloed, Rainer Kaenders, Beat Kissling, Peter Klein, Jochen Krautz, Hans-Dieter Kübler, Axel Bernd Kunze, Volker Ladenthin, Ralf Lankau, Christoph Möller, Jürgen Rekus, Ingo Reuter, Christian Rittelmeyer, Klaus Rodens, Frauke Rostalski, Klaus Scheler, Thomas Sonar, Manfred Spitzer, Gertraud Teuchert-Noodt, Christoph Türcke, Anke Wegner, Ysette Weiss, Erich Ch.Wittmann, Tomáš Zdražil, Klaus Zierer im Text Wissenschaftler fordern Moratorium der Digitalisierung in KITAs und Schulen (2023)
Ralf LankauManfred Spitzer

Digitalisierung gilt derzeit im Bildungsbereich für alle Altersstufen als zeitgemäße Lösung von Bildungsfragen. Tatsächlich sind die Wirkungen und Nebenwirkungen digitaler Medien auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse wissenschaftlich oft ungeklärt. Vielmehr verdichten sich die wissenschaftlichen Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien. Im Sinne der Fürsorgepflicht öffentlicher Bildungseinrichtungen fordern wir daher ein Moratorium der Digitalisierung insbesondere der frühen Bildung bis zum Ende der Unterstufe (Kl. 6): Es müssen zuerst die Folgen der digitalen Technologien abschätzbar sein, bevor weitere Versuche an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen mit ungewissem Ausgang vorgenommen werden. Diese haben nur ein Leben, nur eine Bildungsbiografie und wir dürfen damit nicht sorglos umgehen.

Zu untersuchen sind insbesondere Fragen der medizinisch-psychologischen, der pädagogisch-didaktischen und der politisch-demokratietheoretischen Implikationen. Zu den wissenschaftlich fundierten Einsprüchen zählt etwa die Stellungnahme von fünf Professorinnen und Professoren des schwedischen Karolinska-Instituts. Sie warnen vor negativen Auswirkungen von Bildschirmmedien auf das Lernen und die Sprachentwicklung von Kindern. Der U.S. Surgeon General warnt vor den Folgen für die generelle mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch längere Nutzungsdauer und das immer frühere Einstiegsalter bei Bildschirmmedien. Das korrespondiert mit Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Empfehlungen von Kinderärzten und Psychologen. Die UNESCO kritisiert im „2023 Global Education Monitor“ darüber hinaus, dass bei aktuellen IT-Konzepten für Bildungseinrichtungen nicht das Lernen und der pädagogische Nutzen im Mittelpunkt stünden, sondern wirtschaftliche Interessen. Dazu kommen immer mehr Datenverarbeitungssysteme, die als „Künstliche Intelligenz“ (KI) automatisiert beschulen und testen sollen, um fehlende Lehrkräfte zu ersetzen. Dabei hat zuletzt die Corona-Pandemie das Scheitern solcher Ersatzsysteme belegt. Der Deutsche Ethikrat warnt daher in seinen Empfehlungen zur „KI und Bildung“ explizit vor der Ersetzung der Lehrkräfte durch Computerprogramme, die UNESCO empfiehlt den Umgang mit KI erst ab 13 Jahren.

Es ist daher dringend notwendig, die einseitige Fixierung auf Digitaltechnik in KITAs und Schulen zu revidieren, um interdisziplinär und wissenschaftlich fundiert, mit Fokus auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse über IT und KI in Bildungseinrichtungen zu diskutieren. Bei Erziehung und Unterrichten muss das Wohl der Lernenden und die Wirksamkeit pädagogischen Handelns im Mittelpunkt stehen. Dazu fordern wir ein Moratorium und den öffentlichen Diskurs über die notwendigen pädagogischen Prämissen des Einsatzes digitaler Medien in Bildungseinrichtungen.

Von Volker Bank, Jürg Barben, Peter Bender, Carl Bossard, Ute Büchter-Römer, Uwe Büsching, Thomas Damberger, Karl-Heinz Dammer, Thomas Fuchs, Michaela Glöckler, Johannes Grebe-Ellis, Bernhard Hackl, Gaby Herchert, Edwin Hübner, Norbert Hungerbühler, Hans-Carl Jongebloed, Rainer Kaenders, Beat Kissling, Peter Klein, Jochen Krautz, Hans-Dieter Kübler, Axel Bernd Kunze, Volker Ladenthin, Ralf Lankau, Christoph Möller, Jürgen Rekus, Ingo Reuter, Christian Rittelmeyer, Klaus Rodens, Frauke Rostalski, Klaus Scheler, Thomas Sonar, Manfred Spitzer, Gertraud Teuchert-Noodt, Christoph Türcke, Anke Wegner, Ysette Weiss, Erich Ch.Wittmann, Tomáš Zdražil, Klaus Zierer im Text Wissenschaftler fordern Moratorium der Digitalisierung in KITAs und Schulen (2023)

iconBemerkungen

Beat Döbeli HoneggerEs ist erstaunlich, dass so viele Akademiker:innen ein solches Kraut-und-Rüben-Positionspapier unterschreiben.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 23.11.2023
So bleibt der Eindruck einer Glaubensschrift, mit der Politik gemacht werden soll. Die – wichtige – Debatte um einen sinnvollen Einsatz digitaler Medien in Kita und Schule hätte einen fundierteren Einwurf verdient gehabt.
Von Andrej Priboschek im Text Manifest fordert Stopp des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht bis Klasse sechs – mit fragwürdigen Argumenten (2023)

Der Grundschulverband stellt sich entschieden gegen die kürzlich vorgebrachten Forderungen nach einem Moratorium der Digitalisierung in Bildungseinrichtungen, besonders in Kindertagesstätten und Grundschulen. Die Forderung, den Einsatz digitaler Medien bis zur 6. Klasse aus Gründen des Kinder- und Medienschutzes zu pausieren, verkennt laut dem Verband die entscheidende Rolle von Schulen und Kindertageseinrichtungen für die Förderung digitaler Kompetenzen in der heutigen und zukünftigen Bildungslandschaft.

Von Deutscher Grundschulverband im Text Grundschulverband fordert: Kein Stopp der Digitalen Grundbildung! (2023)
Die Diktion, die Menschenversuche in Kitas und Grundschulen unterstellt, ist ärgerlich – umso mehr, weil die Autorinnen und Autoren in einem Punkt ja durchaus Recht haben könnten: Ein unreflektierter Einsatz digitaler Lernmedien wäre womöglich kontraproduktiv. Auf der anderen Seite steht allerdings eine digitale Realität, die Kinder heute von klein auf prägt. Sie werden lernen müssen, damit umzugehen. Wie eine zeitgemäße Medienerziehung ohne digitale Medien funktionieren soll? Die Antwort auf diese Frage bleiben die Autorinnen und Autoren schuldig.
Von Andrej Priboschek im Text Manifest fordert Stopp des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht bis Klasse sechs – mit fragwürdigen Argumenten (2023)
Beat Döbeli Honegger

Die Aussage, es gäbe in Frankreich seit 2018 ein "Komplettverbot internetfähiger Geräte wie Handys, Tablets und Smartwatches in allen Räumlichkeiten und bei schulischen Aktivitäten auch außerhalb des Schulgebäudes" stimmt so nicht. Solche Geräte sind für pädagogsiche Zwecke zugelassen, wenn es die lokale Schule erlaubt, siehe Proposition de Loi relative à l’encadrement de l’utilisation du téléphone portable dans les établissements d’enseignement scolaire.

Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 23.11.2023
Entsprechend behaupten die Autorinnen und Autoren, darunter der der Medienpädagoge Prof. Ralf Lankau, der Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer und der Schulpädagogik-Professor Klaus Zierer: „Das korrespondiert mit Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Empfehlungen von Kinderärzten und Psychologen.“
Ein genauerer Blick zeigt: Tatsächlich beschäftigt sich die zitierte „Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin ausführlich mit dem Missbrauch digitaler Medien in den Kinderzimmern. Der Einsatz digitaler Medien in Kita und Schule wird hingegen mit keinem Wort erwähnt – ein bemerkenswert laxer Umgang mit wissenschaftlichen Quellen für gestandene Wissenschaftler*innen. Kaum vorstellbar, dass Studierenden das in einer Hausarbeit so abgenommen würde.
Von Andrej Priboschek im Text Manifest fordert Stopp des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht bis Klasse sechs – mit fragwürdigen Argumenten (2023)

iconDieses Positionspapier erwähnt ...


Personen
KB IB clear
Ulrika Ådén , Gottfried Böhme , Wilfried Bos , Karl-Heinz Dammer , Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) , Birgit Eickelmann , Julia Gerick , Frank Goldhammer , Arran Hamilton , John Hattie , Agneta Herlitz , Geoffrey Hinton , Karolinska Institutet , Torkel Klingberg , Jochen Krautz , Philologenverband NRW , Andreas Olsson , Heike Schaumburg , Knut Schwippert , Martin Senkbeil , Lisa Thorel , U.S. Surgeon General’ , UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Org. , Jan Vahrenhold , Dylan Wiliam , Klaus Zierer

Fragen
KB IB clear
Was bringt Computereinsatz in der Schule?

Aussagen
KB IB clear
Computer lenken vom Lernen ab
ICT in der Schule birgt die Gefahr von kommerziellen Interessen und Inhalten
ICT in der Schule: Pädagogik vor Technik!
ICT ist gesundheitsschädigend für Kinder
ICT-Einsatz spart keine Lehrkräfte ein.
Schweden bremst bei der Digitalisierung in der Schule
UNESCO fordert ein Mindestalter von 13 Jahren für die unbegleitete Nutzung von allgemeinen Large Language Model-Nutzung

Begriffe
KB IB clear
Bildungeducation (Bildung) , Computercomputer , Corona-Pandemie , Datendata , Demokratiedemocracy , Digitalisierung , Elternparents , Erziehung , Gesellschaftsociety , Gesundheithealth , Handyverbot in der Schule , Handyverbot in der Schule (Niederlande) , Handyverbot in Frankreichs Schulen , Kinderchildren , Künstliche Intelligenz (KI / AI)artificial intelligence , LehrerInteacher , Lernenlearning , Politikpolitics , Primarschule (1-6) / Grundschule (1-4)primary school , Schulbuch / Lehrmittelschoolbook , Schuleschool , Schweden , TabletTablet , Tablets in educationTablets in education , TCO in Education , Unterricht , Wirtschafteconomy , Wissenschaftscience
icon
Bücher
Jahr  Umschlag Titel Abrufe IBOBKBLB
2019 local web  ICILS 2018 #Deutschland (Birgit Eickelmann, Wilfried Bos, Julia Gerick, Frank Goldhammer, Heike Schaumburg, Knut Schwippert, Martin Senkbeil, Jan Vahrenhold) 1, 4, 9, 4, 1, 5, 6, 2, 11, 19, 2, 3 1081243519
2022 local web  Die «Digitale Welt» im Diskurs (Philologenverband NRW, Karl-Heinz Dammer) 1, 5, 2, 5, 2, 6, 4, 3, 4, 12, 5, 1 3481155
2023 local web  Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)) 21300
2023 local web  Technology in education: A Tool on whose Terms? (UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Org.) 71, 54, 10, 12, 13, 4, 1 61051165
icon
Texte
Jahr  Umschlag Titel Abrufe IBOBKBLB
local web  Social Media and Youth Mental Health (U.S. Surgeon General’) 1600
2020 local web  Digitalisierung als Gegenstand und Medium von Unterricht (Jochen Krautz) 3, 1, 5, 1, 3, 4, 3, 4, 2, 3, 11, 2 162161
2023 local web  Beslut om yttrande över förslag till nationell digitaliseringsstrategi för skolväsendet 2023–2027 (Karolinska Institutet, Lisa Thorel, Torkel Klingberg, Agneta Herlitz, Andreas Olsson, Ulrika Ådén) 83000
2023 local web  Der Taschenrechner, die Atombombe und ChatGPT (Gottfried Böhme) 11100
2023 local web  The Future of AI in Education (Arran Hamilton, Dylan Wiliam, John Hattie) 14700
2023 local web  «Kümmert euch endlich um die Kinder, nicht um Tablets!» (Klaus Zierer) 21600

iconDieses Positionspapier erwähnt vermutlich nicht ... Eine statistisch erstelle Liste von nicht erwähnten (oder zumindest nicht erfassten) Begriffen, die aufgrund der erwähnten Begriffe eine hohe Wahrscheinlichkeit aufweisen, erwähnt zu werden.

iconTagcloud

iconZitationsgraph

Diese Grafik ist nur im SVG-Format verfügbar. Dieses Format wird vom verwendeteten Browser offenbar nicht unterstützt.

Diese Grafik fensterfüllend anzeigen (SVG)

iconZeitleiste

iconErwähnungen  Dies ist eine nach Erscheinungsjahr geordnete Liste aller im Biblionetz vorhandenen Werke, die das ausgewählte Thema behandeln.

iconVolltext dieses Dokuments

iconAnderswo suchen  Auch im Biblionetz finden Sie nicht alles. Aus diesem Grund bietet das Biblionetz bereits ausgefüllte Suchformulare für verschiedene Suchdienste an. Biblionetztreffer werden dabei ausgeschlossen.

iconBeat und dieses Positionspapier

Beat hat Dieses Positionspapier erst in den letzten 6 Monaten in Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben.

iconBiblionetz-History Dies ist eine graphische Darstellung, wann wie viele Verweise von und zu diesem Objekt ins Biblionetz eingetragen wurden und wie oft die Seite abgerufen wurde.