Hemmende und förderliche Faktoren des Einsatzes digitaler Medien im UnterrichtEmpirische Befunde und forschungsmethodische Probleme
Zu finden in: Jahrbuch Medienpädagogik 9 (Seite 29 bis 50), 2011
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Zusammenfassungen
Die Ausführungen haben den Versuch unternommen, die methodischen Schwierigkeiten
aufzuzeigen, mit standardisierten Verfahren zu gesicherten Aussagen
zum ICT-Einsatz von Lehrpersonen und seinen Bedingungen zu gelangen. Die
Resultate spiegeln, trotz der ausführlich dargelegten methodischen Einschränkungen
ihrer Aussagekraft, die erwarteten Zusammenhänge: Gute Infrastruktur,
ausreichende Kompetenzen und förderliche Einstellungen sind wesentliche Bedingungen
für eine erhöhte Nutzungsfrequenz von ICT im Unterricht, ohne dass
sich diese aus den genannten Faktoren jedoch vollständig erklären ließe.
Von Dominik Petko im Buch Jahrbuch Medienpädagogik 9 (2011) im Text Hemmende und förderliche Faktoren des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht auf Seite 46In den letzten Jahren hat eine Reihe von Studien gezeigt, dass in deutschen und schweizerischen Schulen Computer und Internet zwar zunehmend zur Verfügung stehen, diese jedoch nur verhältnismäßig selten im Unterricht eingesetzt werden (vgl. Korte/Hüsing 2006; Shewbridge/Ikeda/Schleicher 2006). Angesichts der Größenordnung der getätigten Investitionen in Infrastruktur und Weiterbildung und auch angesichts der hohen Priorität, die dem Thema ICT (d. h. Informationsund Kommunikationstechnologien) in politischen Strategiepapieren beigemessen wird (vgl. in der Schweiz z. B. EDK 2007; Schweizerischer Bundesrat 2006; international z. B. Rychen/Salganik 2003), muss sich pädagogische Forschung mit der Frage beschäftigen, warum die Schule nur schleppend in der Informationsgesellschaft ankommt. Im englischsprachigen Raum wurde das Phänomen von Cuban (2001) unter dem Schlagwort „Oversold & Underused“ prägnant auf den Punkt gebracht. Zur Erklärung dieser Situation werden in Studien vor allem zwei, teilweise auch miteinander kombinierte Ansätze verfolgt (vgl. im Überblick z. B. Somekh 2008; Balanskat/Blamire/Kefala 2006; Webb/Cox 2004; Mumtaz 2000). Einerseits geht es darum, die Aspekte zu erfassen, die einem verstärkten Einsatz im Wege stehen (sog. „barriers“, vgl. Jones 2004), andererseits wird versucht, Faktoren zu bestimmen, die mit einer verstärkten Nutzung korrespondieren (sog. „enablers“, vgl. Scrimshaw 2004). Beides geschieht sowohl anhand qualitativer Fallstudien und Beobachtungen (z. B. Eickelmann 2010; Schulz-Zander 2005; Kozma 2003; Venezky/Davis 2002) als auch durch Befragungen anhand größerer Stichproben (z. B. Law/Pelgrum/Plomp 2008; Pelgrum 2001). Gerade letzterer Ansatz hat neuerdings zu verblüffenden Resultaten mit hoher Erklärungskraft geführt. Im sogenannten Will/Skill/Tool-Modell werden drei Faktoren identifiziert, mit denen 90 Prozent der Varianz des Grades der ICT-Integration im Unterricht erklärt werden können (vgl. Christensen/ Knezek, 2008; Morales Velázquez 2006). Ein ähnliches Modell wurde etwa zeitgleich von anderen Autoren und unter anderem Namen verfolgt (vgl. das Access/Competence/Motivation -Modell bei Korte/Hüsing 2006; Viherä/Nurmela 2001). Entscheidend für eine hohe Stufe der ICT-Integration sind in beiden Modellen positive Einstellungen der Lehrperson zum Einsatz von Computertechnologie im Unterricht, gute Fähigkeiten im Umgang mit der Technologie und ihren Einsatzmöglichkeiten und schließlich ausreichender Zugang zu Geräten, sowohl zu Hause als auch in der Schule. In den folgenden Ausführungen soll versucht werden, die Bedeutung dieser Faktoren anhand von Daten einer repräsentativen Schweizer Bestandsaufnahme von Barras und Petko (2007) zu replizieren, um die für sozialwissenschaftliche Studien ungewöhnlich hohe Varianzaufklärung zu überprüfen. Dabei wurden alle genannten Aspekte erhoben, dies geschah jedoch mit anderen Skalen, als das bei den genannten Studien der Fall war. Beim Vergleich der Resultate bietet es sich daher an, verschiedene forschungsmethodische und theoretische Probleme zu erläutern, die sich bei der standardisierten Messung ergeben und die auch in der berichteten Schweizer Bestandsaufnahme keineswegs befriedigend gelöst wurden. Die hier dargestellten Befunde sollen deshalb vor allem auch Anregungen dazu geben, wie bei künftigen Studien nach aussagekräftigeren Verfahren zu suchen wäre.
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25 Erwähnungen
- Why do some teachers teach media literacy while others do not? - Exploring predictors along the “will, skill, tool, pedagogy” model (Maria-Luisa Schmitz, Tessa Consoli, Chiara Antonietti, Alberto Cattaneo, Philipp Gonon, Dominik Petko)
- Supportive and hindering factors to a sustainable implementation of ICT in schools (Birgit Eickelmann) (2011)
- Bedingungen innovativen Handelns in Schulen - Funktion und Interaktion von Innovationsbereitschaft, Innovationsklima und Akteursnetzwerken am Beispiel der IKT-Integration an Schulen (Doreen Prasse) (2012)
- Einführung in die Mediendidaktik - Lehren und Lernen mit digitalen Medien (Dominik Petko) (2014)
- Eltern als Mediendidaktiker - Elterlicher Einfluss auf die bildungsbezogene Computer- und Internetnutzung von Kindern (C. Börner) (2014)
- Grundschule in der digitalen Gesellschaft (Birgit Eickelmann, Ramona Lorenz, Mario Vennemann, Julia Gerick, Wilfried Bos) (2014)
- ICILS 2013 - Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich (Wilfried Bos, Birgit Eickelmann, Julia Gerick, Frank Goldhammer, Heike Schaumburg, Knut Schwippert, Martin Senkbeil, Renate Schulz-Zander, Heike Wendt) (2014)
- Individuell fördern mit digitalen Medien - Chancen, Risiken, Erfolgsfaktoren (Bertelsmann Stiftung) (2015)
- Chancen und Risiken digitaler Medien in der Schule - Medienpädagogische und -didaktische Perspektiven (Heike Schaumburg) (2015)
- Perceived quality of educational technology matters - A Secondary Analysis of Students' ICT Use, ICT-Related Attitudes, and PISA 2012 Test Scores (Dominik Petko, Andrea Cantieni, Doreen Prasse) (2016)
- Schule digital - der Länderindikator 2016 - Kompetenzen von Lehrpersonen der Sekundarstufe I im Umgang mit digitalen Medien im Bundesländervergleich (Wilfried Bos, Ramona Lorenz, Manuela Endberg, Birgit Eickelmann, Rudolf Kammerl, Stefan Welling) (2016)
- Selbsteinschätzung medienbezogener Kompetenzen von Lehrkräften in Deutschland und im Bundesländervergleich (Manuela Endberg, Ramona Lorenz)
- Unterrichtliche Nutzung digitaler Medien von Lehrkräften der Sekundarstufe I in Deutschland und im Bundesländervergleich - Aktuelle Ergebnisse für 2016 und der Trend seit 2015 (Ramona Lorenz, Manuela Endberg, Birgit Eickelmann)
- Die deutsche Schule 2/2017 - Bildung in der digitalen Welt (Isabell van Ackeren, Götz Bieber) (2017)
- Jahrbuch Medienpädagogik 14 (Manuela Pietraß, Johannes Fromme, Petra Grell, Theo Hug) (2017)
- 12. Die Öffnung von (Lern-)Räumen in Schule und Unterricht durch den Einsatz digitaler Medien - Der Einfluss von Computereinstellung, -ängstlichkeit und Lehrhaltung auf die digitale Mediennutzung von Lehrkräften (Lukas Schulze-Vorberg, S. Franziska C. Wenzel, Claudia Bremer, Holger Horz) (2017)
- Die Einführung digitaler Lehrmittel in Berufsfachschulen - Die Wirkung auf Lernende und Lehrpersonen (Mirjam Pfister, Daniel Dünner) (2018)
- Jahrbuch Medienpädagogik 17 - Lernen mit und über Medien in einer digitalen Welt (Klaus Rummler, Ilka Koppel, Sandra Aßmann, Patrick Bettinger, Karsten D. Wolf) (2020)
- Zwischen traditionellem Schulbuch und hybridem Lehrmittel (Alexandra Totter, Julia Häbig, Daniela Müller-Kuhn, Enikö Zala-Mezö)
- ICT-Professionalisierung und ICT-Beliefs - Professionalisierung angehender Lehrpersonen in der digitalen Transformation und ihre berufsbezogenen Überzeugungen über digitale Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) (Robin Schmidt) (2020)
- Überzeugungen von Lehrpersonen zu digitalen Medien - Eine qualitative Untersuchung zu Entstehung, Bedingungsfaktoren und typenspezifischen Entwicklungsverläufen (Daniela Knüsel) (2020)
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- Gestaltungsprinzipien für den Erwerb von TPACK in der Lehrkräftebildung (Danny Dignaß) (2024)
- Digitale Lehrmittel im Fokus - Bedürfnsse und Erwartungen von Lehrpersonen (Cornelia Stalder) (2024)
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Beat und dieses Kapitel
Beat hat Dieses Kapitel während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben.